David Asphalt

18. Sept. 2024 ‚Klassenkampf‘

Der Affe hatte mich wieder einmal dazu verleitet, große Mengen von Alkohol zu mir zu nehmen. Ich schaute mich um. Die Wohnung glich erneut einem Trümmerfeld. „Na klasse“, seufzte ich. Offensichtlich hatte hier ein Kampf stattgefunden. Aber mit wem, und warum? Ich würde meinen Boss anrufen und ihm mitteilen müssen, dass ich heute nicht arbeiten […]

Der Affe hatte mich wieder einmal dazu verleitet, große Mengen von Alkohol zu mir zu nehmen. Ich schaute mich um. Die Wohnung glich erneut einem Trümmerfeld.

„Na klasse“, seufzte ich.

Offensichtlich hatte hier ein Kampf stattgefunden. Aber mit wem, und warum?
Ich würde meinen Boss anrufen und ihm mitteilen müssen, dass ich heute nicht arbeiten kommen könne. Er kannte das schon. Ich hatte einen Cut über dem linken Auge und außerdem fehlte mir ein Hosenbein.
Das war nun das siebte Mal innerhalb von drei Wochen. Ich musste den verdammten Affen loswerden, denn so sehr ich ihn auch irgendwie lieb hatte – er stellte eine Gefahr dar.
Ich konnte ihn im Bad hören. Er ließ sich Wasser in die Wanne und pfiff dabei ‚Die Internationale‘.
‚Ein schönes Lied‘, dachte ich. Es erinnerte mich an meinen kürzlich verstorbenen Vater, denn auch er war stets ein Arbeiter gewesen und brachte mir mein Klassenbewusstsein bei.
Ich wusste, dass der Affe, sobald er in der Badewanne lag, einschlafen würde, und diesen Moment würde ich nutzen, um ihn umzubringen.

Ich schaute im Zimmer umher und sah eine riesige Frauenunterhose, die niemandem gehörte, die oder den ich kannte. Mein Kiefer schmerzte, offensichtlich hatte ich letzte Nacht gehörig eins auf den Deckel bekommen, höchstwahrscheinlich zu Recht. Im Bad war es nun ruhig geworden. Ich hatte die Melodie der ‚Internationale‘ im Kopf, als ich auf Zehenspitzen durch die Wohnung ging. Ich würde das Drecksvieh ersäufen. Heute war der Tag! All die Beleidigungen, all die Erniedrigungen, all die Unannehmlichkeiten, heute würde er dafür bezahlen!
‚WACHT AUF, VERDAMMTE DIESER ERDE…‘ dröhnte es in meinem Kopf, als ich ihn da liegen sah. Dieser dumme Penner, er würde mich noch alles kosten!
‚UNS AUS DEM ELEND ZU ERLÖSEN KÖNNEN WIR NUR SELBER TUN…‘ sang Hannes Wader in meinem Hirnstübchen als sich meine Hände dem Kopf des Affen näherten.
‚VÖLKER HÖRT DIE SIGNALE, AUF ZUM LETZTEN GEFECHT‘ grölten sämtliche Stimmen in meinem Kopf, als der Affe meine Hände griff. Das Schwein hatte nicht geschlafen, er hatte meinen Plan durchschaut und jetzt zog er mich ins Wasser. Es gab ein Handgemenge und schnell war das Bad überflutet. Der Affe war stärker als ich und stand nun über mir, während ich in der Wanne lag.
Er nahm meinen Kopf in seine riesigen Affenhände und flüsterte mir zu „Wacht auf, Verdammte dieser Erde“, dann drückte er mich unter Wasser.

Ich erwachte und schnappte nach Luft. Ich lag in meinem Bett und schaute mich um. Alles war ruhig und ganz normal. Die Sonne schien durch die Gardinen und es versprach, ein ganz und gar wunderbarer Spätsommertag zu werden. Da hörte ich, wie Wasser in die Badewanne lief. Dieser verdammte Affe.

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