David Asphalt

21. Sept. 2024 – ‚Blätter im Herbstwind‘

Der Affe schlief friedlich wie ein Baby in seinem Bett und lächelte im Schlaf. Er war mein bester Freund. Ich empfand nichts als Liebe für ihn. Auch sonst fühlte ich nichts als Liebe. Was für ein schöner Zustand. Ich schaute aus dem Fenster und empfand die ersten Blätter, die von den Bäumen fielen nicht als […]

Der Affe schlief friedlich wie ein Baby in seinem Bett und lächelte im Schlaf. Er war mein bester Freund. Ich empfand nichts als Liebe für ihn. Auch sonst fühlte ich nichts als Liebe. Was für ein schöner Zustand. Ich schaute aus dem Fenster und empfand die ersten Blätter, die von den Bäumen fielen nicht als belastend, sondern als inspirierend. Das war irgendwie komisch, denn sonst war ich anfällig für jegliche melancholische Stimmungen, alles ließ mich ein wenig traurig sein, ein Song, eine Farbe, sogar in einem Kinderlachen konnte ich die die Vergänglichkeit von allem hören.

Jetzt im Moment war das aber komischerweise nicht so, und als die Blätter fielen, dachte ich ‚Man muss den Wandel umarmen, denn wenn man sich nie verändert, wird man auch nicht besser, nach einem harten Winter kommt ein wunderbar weicher Frühling‘. Was war das denn für ein Gewäsch?
Im Radio in der Küche lief ‚O-o-h Child‘ von den Five Stairsteps und ich hatte das Gefühl, das sei das schönste Lied, das ich je gehört hatte.
‚Ooh Child, things are gonna get easier, ooh child, things will get brighter‘ sangen sie und ich dachte darüber nach, wie einfach und hell mir jetzt gerade alles erschien und ich erinnerte mich daran, dass ich das Lied mal auf ein Mixtape gemacht hatte und es Vicky geschenkt hatte, und dann kamen mir die Tränen, und ein überwältigendes Gefühl der Liebe für Victoria überkam mich und ich würde mir nie verzeihen, dass ich sie nach Schottland hatte gehen lassen und nicht um uns gekämpft hatte, denn sie war meine große Liebe, aber dann dachte ich mir, dass ich zu der Zeit ja eigentlich mit jemand anderem zusammen war und dass Vicky nicht mehr als eine Affäre war, und mir ihre himmelblauen Augen und ihre hellblonden Haare zwar immer sehr gefielen, aber ich sie eigentlich nicht, wie jetzt gerade, als göttlich und überwältigend wahrgenommen hatte, irgendetwas STIMMTE HIER DOCH NICHT.

Ich ging durch meine angenehm warme und anscheinend perfekt eingerichtete Wohnung zum Bett des Affen und er lächelte immer noch im Schlaf. Gerade als ich dachte ‚Der Affe hat ein Engelsgesicht‘, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, denn er hatte freilich in Wirklichkeit gar kein Engelsgesicht, sondern ein ziemliches Affengesicht. Er musste mir etwas ins Getränk gemacht haben! Jetzt sah ich auch, dass er nicht mehr nur lächelte, sondern lachte und die Augen offen hatte, und er fragte mich „Na mein Bruder, das Serotonin ballert dir ganz schön durch deinen schlecht konstruierten Menschenkörper, hmm?“ und jetzt checkte ich es, ich war volle Lotte auf MDMA.
„Was hast du gemacht?“, fragte ich ihn.
„Du warst so traurig die letzten Tage, ich weiß doch, wie sehr dich alles mitnimmt, da hab ich dir heute Morgen ein Esslöffelchen Emma in den Kaffee getan…“.
Er hatte es doch nur gut gemeint. Zumindest jetzt konnte ich ihm nicht böse sein.

‚Someday yeah, we‘ll walk in the rays of a beautiful sun’ sang der Affe mit und kraulte mir meinen Rücken. Er war mein bester Freund. Dieser verdammte Affe.

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